Historischer Charme mit modernem Twist
Ein besonderes SOLO-Projekt des Stamm Gipsereibetriebes, unter der Projektleitung von Kim Falko Busse, ist zweifellos die Sanierung des ersten Basler Tramdepots an der Hammerstrasse, welches 1895 erbaut wurde und bereits 14 Jahre später für das Eichamt umgenutzt wurde.
Bevor die Abteilung «Gebäudemanagement Technik» des Kantons im Juli 2023 ihren modernen und grosszügigen Arbeitsplatz beziehen kann, war eine komplette Innensanierung unerlässlich.
Die eingeschossige Halle, deren Fassade unter Denkmalschutz steht, erhielt einen neuen Zwischenboden und auch das Dach wurde erneuert.
Unsere Gipserei zog Leichtbauwände aus Lehmbauplatten ein und auch der Grund- sowie der Deckputz bestehen aus Lehm. Die Innenwände wurden mit Multipor isoliert, einem bis zu 100% recycelbaren Material. Lehm, ein natürlicher Baustoff, welcher bereits seit Jahrtausenden für den Innenausbau von Gebäuden verwendet wird, bietet eine Vielzahl von Vorteilen, wie die ökologische Nachhaltigkeit, eine gute Wärme- und Luftfeuchtigkeitsregulierung sowie eine exzellente Schalldämmung.
Bei diesem Pilot-Projekt, das eine moderne energetische Sanierung unter Verwendung von Naturbaustoffen anstrebte, gab es einige Herausforderungen. Die Vereinbarkeit der Brandschutzverordnungen mit dem Lehmbau sowie der Isolation mit einer Dämmstärke von 200mm und integrierter Wandheizung, stellte beispielsweise hohe Anforderungen an Fachwissen und Kreativität, um eine sichere und professionelle Lösung zu finden – Spoiler Alarm: Sie wurde gefunden!
Auch die Vereinheitlichung der verschiedenen Untergründe sowie die Isolation der Wandheizung waren echte Challenges, die bewältigt werden mussten und wurden.
Damit der historische Charme erhalten bleibt, wurden die teilweise noch im Boden vorhandenen Tramschienen und die massiven Steinsockel mit den inneren Stahlstützen erhalten.
Ein herzliches Dankeschön an die Bauherrschaft und alle Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit und das Vertrauen in die Stamm Bau AG.
Architekt Stephan Eicher - der Mann hinter dem Projekt
Stephan Eicher, Inhaber der Architekturbüros "Stephan Eicher Architekten GmbH BSA SIA" und verantwortlicher Architekt, gibt einen Einblick in dieses innovative Projekt und die Möglichkeiten und Vorteile des Naturbaustoffes Lehm.
Was hat Sie an diesem Projekt besonders gereizt?
Stephan Eicher: Die Umnutzung eines historischen Gebäudes mit einer reichen Geschichte in ein Gebäude für zeitgemässe Büroarbeitsplätze. Das unscheinbare Gebäude in einem Hinterhof an der Hammerstrasse war das erste Tramdepot der Stadt Basel, wurde aber bereits nach 14 Jahren zu klein und in eine Eichstätte umgenutzt.
Wurde die Sanierung mit Naturbaustoffen vorgegeben oder stammt die Idee von Ihnen?
Für die Bauherrschaft, das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, war die Verwendung von nachhaltigen Baumaterialien wichtig. Mit der Verwendung des Baustoffes Lehm wollten wir noch einen Schritt weiter gehen. Lehm hat die tolle Eigenschaft wärme- und feuchtigkeitsregulierend zu sein. Ist aber auch schadstoffbindend und geruchs-neutralisierend. Eigenschaften, welche eine Vereinfachung der Haustechnik und eine Steigerung der Arbeitsplatzqualität zur Folge haben.
Des Weiteren wollten wir so wenig Beton, wie möglich verwenden und die Verwendung von Baumaterialien nach dem Sinn des Zirkulären Bauens.
Was war in Ihren Augen die grösste Herausforderung bei diesem Projekt?
Der Dialog zwischen den verschiedenen Behördenstellen, wie die Denkmalpflege, Arbeitsinspektorat, das Amt für Umwelt und Energie, Archäologische Bodenforschung, die Stadtgärtnerei sowie die Feuerpolizei.
Die Herausforderung für die Verwendung von Lehmbauprodukte waren die fehlenden Brandschutzzertifikate. Aber auch die Koordination des Bauablaufes ist bei einem Umbau eines historischen Gebäudes immer wieder eine Herausforderung.
Ist es grundsätzlicher aufwendiger Sanierungen mit Naturbaustoffen zu planen und umzusetzen? Wenn ja, können Sie uns die Gründe dafür nennen?
Nein, eigentlich nicht, setzt aber eine gewisse Erfahrung voraus.
Seitens der Planung braucht es Fachplaner, die bereit sind neue Wege zu gehen. Für die Umsetzung benötigt es motivierte Handwerker, und eine Bauherrschaft, die die Qualitäten des Lehmes zu schätzen wissen. Lehm erhärtet nur durch Austrocknung, das heisst ohne chemische Hilfsmittel. Dieser Prozess dauert länger als bei Zement- oder Gipsputzen.
Welche Erkenntnisse haben Sie aus diesem Projekt für die Zukunft/Ihre Arbeit gezogen?
Als ich vor fast 20 Jahren bei meinem privaten Haus mit dem Lehmbau in Kontakt kam, war der Lehmbau ein Nischenbaumaterial und stand bei den örtlichen Handwerksbetrieben nicht im Fokus. Heute hat das Interesse an Lehm und am zirkulären Bauen stark zu genommen. Auch Bauherrschaften erkennen immer häufiger den Mehrwert von Naturbaustoffen.
Sehen Sie in der Verwendung von Naturbaustoffen die Zukunft des Bauens? Welche Grenzen gibt es bei der Verwendung von Naturbaustoffen aus Ihrer Sicht?
Lehm als jahrhundertealter Baustoff hat ein sehr grosses Potential für die Zukunft. In der Kombination von Lehm und Holz, so wie bei einem klassischen Sundgauerhaus, sehe ich grosses Potenzial. Diese Kombination in die heutige Zeit zu transformieren und eine zeitgemässe Architektur zu entwickeln, finde ich äusserst spannend. Durch die Vorfabrikation von Bauelementen in einer Werkhalle können auch grössere Bauvorhaben wirtschaftlich umgesetzt werden. Grenzen sehe ich eigentlich keine, Einschränkungen haben wir, aber momentan noch durch fehlende oder veraltete Normen.
Zeit ist wertvoll und wir danken Herrn Eicher, dass er uns seine für dieses Interview geschenkt hat!
Betriebsleiter Gipserei und Fassadenbau