Zur Person Bernhardt Ruflin
Aufgewachsen im ländlichen Dorf Schupfart wagte Bernhardt mit 19 Jahren den Sprung nach Basel und begann 1957 seine Karriere bei der Stamm Bau AG – zunächst in der Schlosserei, doch mit einem klaren Traum vor Augen: er wollte Lastwagenfahrer werden. Nach bestandener LKW-Prüfung steuerte er den Stamm-Unimog mit seinem imposanten 10-Meter-Anhänger und war später auch für die Lehrlingsausbildung im Lastwagenfahren zuständig. Ein Führungswechsel eröffnete ihm neue Perspektiven und ihm wurde die verantwortungsvolle Aufgabe der Disposition übertragen – ein Vertrauensbeweis, der seine Wertschätzung im Unternehmen unterstreicht. Darüber hinaus engagierte sich Bernhardt in der firmeninternen Feuerwehrmannschaft. Er arbeitete bis zu seiner Frühpensionierung im Jahre 2000 bei Stamm und wurde von allen Mitarbeitenden wie auch von den Vorgesetzten stets sehr geschätzt und respektiert.
Zur Person René Ruflin
René wuchs in Binningen auf. Im Jahr 1983 trat er bei Preiswerk + Esser seine Lehrstelle an – der Startschuss für eine bemerkenswerte berufliche Laufbahn. Mit technischem Geschick und grossem Engagement entwickelte er sich rasch zum unentbehrlichen Teammitglied. Die Übernahme der Preiswerk + Esser AG im Jahre 2018 durch die Stamm Bau AG markierte für René einen nahtlosen Übergang und so durfte er 2023 bereits sein «40-Jähriges» Firmen-Jubiläum feiern.
Bernhardt und René Ruflin blicken gemeinsam auf stolze 84 Jahre Firmengeschichte zurück. Wenn das kein Grund ist für ein ausführliches Gespräch mit Vater und Sohn bei uns in Arlesheim!
Bernhardt und René, über welche Erinnerungen an gemeinsame Stamm-Momente könnt ihr uns berichten?
Bernhardt: In den 60er-und 70er-Jahren fuhr ich mittags jeweils mit dem Lastwagen zum Mittagessen nach Hause. René, damals noch ein kleiner Junge, beobachtete mich somit oft hinter dem Steuer. Rückblickend denke ich, dass genau dort die Begeisterung für meinen Beruf und für die Baubranche an sich, ihre Anfänge genommen haben. Wenn wir als Familie eine Ausfahrt durch das Baselbiet unternommen haben, erzählte ich meiner Familie gerne von anstehenden Bauvorhaben an den Orten, die wir passierten. René hörte dabei immer sehr gespannt zu.
René: Ich mag mich noch gut daran erinnern, dass ich als kleiner Bub ab und zu im Lastwagen meines Vaters mitfahren durfte, da mein Vater wusste, wie sehr mich die Baubranche faszinierte. Auch durfte ich gemeinsam mit den anderen Chauffeuren Znüni essen und an ihren Gesprächen teilhaben. Einmal konnte ich sogar mit meinem Vater im Lastwagen für eine Lieferung bis nach Beckenried mitfahren – alles auf der Landstrasse. Das war ein spannendes Erlebnis, denn es bedeutete, dass wir schon um 05:00 Uhr losfahren mussten und erst spät abends, so gegen 22:00 Uhr, wieder nach Hause zurückkehrten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch der Firmenanlass im Kieswerk in Kembs in Frankreich. Ein einzigartiger Event, an dem die ganze Belegschaft ihre Familienangehörigen mitbringen durfte. Für mich war es ein Paradies: Bagger und Motorboote waren ausgestellt und das Stamm-Kiesschiff durfte besichtigt werden. Diese Momente zeigten mir schon früh, wie spannend und vielseitig die Welt Bauens sein kann.
Bernhardt, du warst Mitglied der firmeninternen Feuerwehrmannschaft und auf eurem Werkhof waren auch die Arbeitspferde der Gebrüder Stamm untergebracht. Welche Geschichten kannst du uns aus dieser Zeit berichten?
Bernhardt: Nach einem verheerenden Brand im Holzlager des Werkhofgeländes beauftragte Ulrich Stamm den damaligen Malermeister und Binninger Feuerwehrmann Pieren, er solle doch eine firmeninterne Feuerwehrmann-schaft formieren. Die Ausrüstung damals war jedoch noch sehr rudimentär. Doch nach einem Abkommen mit der Binninger Gemeinde verfügte die Stamm-Feuerwehr fortan über ein ganz moderneres Feuerwehrauto. Ich selbst war Leutnant und wurde scherzhaft «Pfannen-Offizier» genannt, da ich einmal einen Pfannenbrand in der Nachbarschaft eigenständig gelöscht habe und der später eintreffenden Feuerwehr kurzerhand den Auftrag mündlich wieder stornieren konnte.
Zu den Arbeitspferden: Die drei Anhänger, welche man bei der Zementfabrik Münchenstein belud, wurden jeweils von vier Pferden gezogen. Diese Fuhrwerke belieferten all unsere Baustellen mit Zement. Auf dem Werkhof herrschte bisweilen ein reges Treiben, wenn die Pferde für ihre Einsätze bereitgestellt wurden. Dies führte auch zu manch aufregenden Szenen. Als sich jedoch 1964 die Wege der Gebrüder Stamm trennten, wurden der Pferdestall und das gesamte Fuhrwerkgeschäft leider aufgegeben.
René, welche Erinnerungen hast du aus deiner Jugendzeit von Bernhardts «Stamm-Erzählungen»?
René: Mir sind vor allem noch die abenteuerlichen Geschichten von Vaters Spezialtransporten sehr präsent. Wenn Bauteile aufgrund ihrer Überlänge eine besondere Transportlösung erforderten, musste jeweils eine kreative Lösung her. Eine Anekdote ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: Ich durfte tatsächlich einmal auf einer Fuhre mitfahren und fungierte quasi als menschliche Warnanlage. Meine Aufgabe war es, während der Fahrt lautstark Alarm zu schlagen, wenn ich in einer Kurve eine kritische Situation erkannte und sah, dass es in einer Kurve nicht ganz reichen würde, ohne seitlich anzuhängen.
René, hast du das Gefühl, dass dein Vater einen Einfluss auf deine berufliche Karriere hatte? Gibt es bestimmte Fähigkeiten oder Einstellungen, die dein Vater dir beigebracht hat und die du in deiner eigenen Karriere anwendest?
René: Ich habe sehr viele Eigenschaften an meinem Vater stets bewundert, die ich mir für mein Erwachsenen-Leben ebenfalls zum Ziel nahm: Loyalität, die Fähigkeit, auch in herausfordernden Situationen Ruhe zu bewahren und seine ansteckende Geselligkeit, aber auch die Bereitschaft zum Anpacken und Mithelfen; all diese Werte möchte ich ebenfalls jüngeren Generationen weitergeben.
Bernhardt, wie war für dich der Moment, als René bei der Stamm Bau AG/ P+E eingestiegen ist?
Bernhardt: Natürlich war ich sehr stolz. Ich hörte mir stets gerne seine Berichte über all die laufenden Projekte an. Auch heute noch geniessen wir es, gemeinsam über die Baubranche zu fachsimpeln. Ich habe grossen Respekt vor dem, was mein Sohn alles leistet.
Welche Entwicklungsschritte und Innovationen haben eure Arbeit am meisten verändert?
Bernhardt: Die technische Entwicklung vollzog sich in meiner aktiven Zeit geradezu rasant und machte auf einmal Riesensprünge, für mich war dies nicht ganz einfach. Ich schätze es sehr, dass René mir heute noch bei computerbezogenen Fragen stets mit Geduld und Verständnis zur Seite steht.
René: Für mich war die Übernahme von Preiswerk + Esser durch die Stamm Bau AG im Jahre 2018 ein einschneidender Moment, der mit vielen Emotionen verbunden war. Es war mehr als nur ein Unternehmenswechsel – es war ein tiefgreifender Transformationsprozess, der mich persönlich und beruflich gleichermassen forderte. Alte Strukturen wurden neu definiert, Arbeitsweisen angepasst und eine gemeinsame Zukunftsvision entwickelt.
Wie seht ihr die Zukunft des Unternehmens?
Bernhardt: Die Baubranche steht vor grossen Herausforderungen, alleine schon durch die digitale Entwicklung. Da beneide ich die jüngere Generation nicht wirklich drum.
René: In diesen schnelllebigen Zeiten ist es von zentraler Bedeutung, dass man die Offenheit und Bereitschaft aufrechterhält, gemeinsam im Team nach konstruktiven Lösungen zu suchen.
Bernhardt, die Schlussfrage gerne an dich: In den ganzen 43 Jahren bei Stamm, welches war da dein prägendstes Erlebnis?
Bernhardt: Das war für mich der Spezialtransport für den Bau der Galerie Schweizerhalle. Bei der Hardstrasse musste mitten in der Nacht ein kleines Stück Wald gerodet werden, damit ich frühmorgens mit dem Unimog plus Anhänger überhaupt zufahren konnte. Da ich an diesem Morgen verschlafen habe, fuhr ich mit meinem VW etwas verspätet von Schupfart nach Riehen. Der Ersatz-Chauffeur sass jedoch bereits im Unimog, bereit für den Transport. In letzter Sekunde konnte ich ihm die Schlüssel meines VWs in die Hand drücken und ihn damit nach Hause schicken. So konnte ich mich schliesslich dann doch noch selbst um diesen bedeutenden Spezialtransport in die Schweizerhalle kümmern, was mir sehr wichtig war.
Bernhardt und René Ruflin, eure Ausführungen widerspiegeln in beeindruckender Art, für was unser Unternehmen steht: Engagement, Leidenschaft und Expertise. Vielen Dank für euren tatkräftigen Einsatz über all die Jahre für die Stamm Bau AG!