Wie bist du zum Beruf des Gipsers gekommen und was fasziniert dich daran?

Joel:     Schon während meiner Schulzeit half ich oft im Unternehmen meiner Mutter und ihrem Partner aus, die sich auf den Erwerb, Umbau und den Verkauf von Liegenschaften spezialisierten. Meine Ferien verbrachte ich häufig bei ihrem Projektleiter, der ein echter Allrounder war. Dort kam ich früh mit Umbauten und Sanierungen in Berührung, von Abbrucharbeiten über Bodenverlegung bis hin zu Küchenmontagen sowie einfache Maler- und Verputzarbeiten.

Diese Erfahrungen weckten meine Begeisterung für den Umbau und insbesondere für das Handwerk des Gipsers. Mein zeichnerisches Talent und mein gestalterisches Gespür haben meine Begeisterung für Stuckarbeiten zusätzlich verstärkt, auch wenn diese Kunst heute nicht mehr so gefragt ist wie früher.

Was mich fasziniert, ist die Vielseitigkeit dieses Berufs. Der Gipser ist an fast jedem Bauprozess beteiligt, von den Bauarbeiten zu Beginn eines Projektes bis hin zur Fertigstellung. Mit Geschick, Kreativität und Engagement lassen sich zahlreiche kleinere, berufsfremde Arbeiten sogar eigenständig ausführen, was mir von Anfang an gefallen hat. Insofern können wir bei einer guten Bausubstanz mehrheitlich fast alle Arbeiten abdecken; ausser Heizung/Lüftung, Sanitär und Elektro. 

 

 

Welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in diesem Beruf?

Joel:     Der Gipser-Beruf bietet zahlreiche Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Man kann sich vom Grundausbildungsniveau über Spezialisten-Kurse bis hin zu Führungspositionen hocharbeiten. Einige meiner Meilensteine sind:

  • Vorarbeiter: Erste Schritte in der Leitung von Teams und Baustellen.
  • Bauführer: Erweiterte Projekt- und Baustellenleitung.
  • Technischer Kaufmann: Betriebswirtschaftliche Kenntnisse für die Organisation und Führung eines Bauunternehmens
  • Eidg. dipl. Gipsermeister: Die höchste Ausbildungsstufe, die umfassende Fach- und Führungskompetenzen vermittelt.

Detaillierte Informationen dazu sind auf der Webseite des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer Verbands (SMGV) abrufbar.

 

Welche Arbeiten führt ein Gipser / eine Gipserin aus? Welches sind die Einsatzgebiete?

Joel:     Der Gipser ist ein zentraler Akteur im Bauwesen und verbindet technisches Know-how mit gestalterischem Feingefühl. Als Allrounder im Innen- und Aussenbau ist er an nahezu jedem Bauprozess beteiligt – von der ersten Bearbeitung der Wände bis hin zur finalen Gestaltung von Fassaden und Innenräumen. Dabei steht der Gipser für Präzision, Vielseitigkeit und die Fähigkeit, aus Visionen greifbare Realität zu machen. Demnach arbeitet ein Gipser sowohl im Neubau als auch bei Umbau- und Sanierungsprojekten. 

Zu seinen Aufgaben gehört das Verputzen von Wänden und Decken, das Erstellen von Trockenbauelementen, die Installation von Akustik- und Brandschutzsystemen sowie die Montage von Wärmedämmsystemen. Gleichzeitig ist er ein Experte für dekorative Arbeiten, wie das Anfertigen von Stuckaturen oder das Verfeinern von Oberflächen mit besonderen Spachteltechniken oder auch im Bereich des ökologischen Bauens.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei euren Gipsern aus?

Joel:     Einen «typischen» Arbeitstag gibt es kaum, denn die Aufgaben sind unglaublich vielfältig. Unsere Arbeit reicht von anspruchsvollen Umbauten über kreative Innenraumgestaltungen bis hin zu akkuraten Trockenbaukonstruktionen. 

Diese Abwechslung macht den Beruf so spannend, stellt uns aber auch vor Herausforderungen. Der Produktmarkt entwickelt sich rasant, und die Konkurrenz schläft nicht. Deshalb muss man über alle Stufen hinweg stets am Ball bleiben. 

 

Welche besonderen Heraus- und Anforderungen bringt der Gipserberuf mit sich?

Joel:     Der Beruf des Gipsers verlangt nicht nur körperliche Ausdauer und handwerkliches Geschick, sondern auch ein ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen und eine flexible Denkweise. Häufig muss der Gipser kreative Lösungen finden, um spezielle Kundenwünsche oder komplexe bauliche Gegebenheiten zu realisieren. Gleichzeitig entwickelt sich das Berufsbild stetig weiter. Der Einsatz von ökologischen Materialien und neuen technologischen Trends, wie digitale Planungstools und Prozesse, spielen eine immer grössere Rolle und bieten vielfältige Chancen. Wirtschaftliches Denken und Handeln sind dabei entscheidende Faktoren. 

Wenn jedoch sowohl die Zahlungsbereitschaft als auch die zur Verfügung stehende Zeit fehlen, um das bestmögliche Ergebnis aus finanzieller und qualitativer Sicht zu erzielen, stehen wir oft vor der Herausforderung, einen Spagat zwischen Minimalismus und Perfektion zu schaffen.

Ziel ist es, einen gemeinsamen Nenner zu finden, der alle Anforderungen bezüglich Zeit, Qualität und Kosten erfüllt. 

Kurzfristige Änderungen in einem Projekt können dazu führen, dass manche Aufgaben in der verbleibenden Zeit nicht mehr vollständig gewährleistet werden können. Dennoch versuchen wir mit grossem Engagement und stetem Fleiss immer, die bestmögliche Umsetzung zu erreichen.

Welche Werkzeuge und Materialien kommen zum Einsatz, und was sind die aktuellen Trends im Gipser-Beruf?

Joel:     Gipser arbeiten mit einer breiten Palette an Materialien und Werkzeugen, darunter: Gips, Zement, Kalk, Gipskartonplatten, Metallunterkonstruktionen sowie Dämmstoffe. Diese werden mit Akkuschrauber, Spachtel, Kelle, Wasserwaage und allerlei Maschinen und Werkzeugen verarbeitet.

Der aktuelle Trend geht klar in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit. Recycling-Anteile und wiederverwendbare Materialien werden immer wichtiger, was jedoch auch neue Herausforderungen an die Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten dieser Materialien stellt.

 

Welche Art von Projekten übernimmt die Stamm-Gipserei am häufigsten und warum?

Joel:     Unser Fokus liegt auf Umbauten – passend zur Philosophie von Stamm. Wir übernehmen aber auch Neubauprojekte. Im Allgemeinen auch gerne in Verbindung mit unseren Komfortlösungen TUTTO und COMPLETO, bei denen wir als Allrounder und gemeinsam mit den anderen Betrieben von Stamm auftreten. 

Diese Vielfalt entspricht genau meinem ursprünglichen, persönlichen Wunsch, in vielseitigen Bauprojekten tätig zu sein.

 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit vor- und nachgelagerten Gewerken?

Joel:     Als Gipser haben wir Schnittstellen zu nahezu allen Gewerken. Das bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Oft sind wir in den Augen anderer Gewerke diejenigen, die oft «Nachträge generieren», doch in Wirklichkeit wird meist die Komplexität der Projekte häufig unterschätzt oder es ist im Vorfeld des Projektes noch nicht alles klar definiert worden. Dennoch ist es beeindruckend, wie wir im Innenausbau von Anfang bis zum Ende am Bauprozess beteiligt sind. Das ist das, was mir persönlich grosse Freude bereitet.

Besonders bei Umbauten begeistert es mich, wie aus unscheinbaren, alten Bausubstanzen durch die Zusammenarbeit mit allen Gewerken wunderschöne neue Lebensräume entstehen. Allerdings spielt die sogenannte «rollende Planung» auch hier eine entscheidende Rolle. Ich verstehe, dass eine Bauleitung gegenüber dem Bauherrn in Konkurrenz zu anderen Bauleitungsunternehmen steht und sich oft nur durch Kosten und Zeit von den Mitbewerbern abheben kann, dies ist bei uns nicht anders. 

Doch, wenn Entscheidungen fehlen und die Planung nicht abgeschlossen ist, muss man in Kauf nehmen, dass der Innenausbau nicht gleichzeitig und parallel über alle Gewerke an jeder Ecke beginnen oder unterbrochen werden kann. Ich würde es deshalb sehr begrüssen, wenn wir als Unternehmer früher in den Planungsprozess eingebunden würden und so bereits technischen Support leisten könnten. Damit würden alle gewinnen.

 

Auf was legt ihr als Stamm-Gipserei besonderen Wert bei euren Projekten?

Joel:

  • Qualität: Exaktes und präzises Arbeiten ist unser Markenzeichen.
  • Ordnung & Sauberkeit: Ein geordnetes Arbeitsumfeld erleichtert alles.
  • Fachkompetenz: Unser Team bringt das nötige Fachwissen für jede Herausforderung mit.

     

Warum würdest du jungen Menschen raten, sich für den Beruf des Gipsers zu entscheiden?

Joel:     Der Beruf des Gipsers bietet eine ideale Kombination aus handwerklichem Geschick, körperlichem Einsatz und kreativer Vielfalt. Er ist gut bezahlt und zukunftssicher, besonders in einer Zeit, in der viele Schreibtischjobs durch künstliche Intelligenz oder der Detailhandel durch das Internet bedroht sind. 

Eine solide Grundausbildung in einem Handwerksberuf wie dem des Gipsers formt nicht nur die Persönlichkeit, sondern bietet auch ein stabiles Fundament für die Zukunft. Wer Freude an handwerklicher Arbeit hat, kreativ sein möchte und sichtbare Ergebnisse schaffen will, findet im Beruf des Gipsers eine erfüllende und vielseitige Tätigkeit. 

Dieser Beruf vereint solides Handwerk mit gestalterischem Anspruch und bietet gleichzeitig eine hervorragende Basis für Weiterbildungen und Karrierechancen im Bauwesen. Ich finde es sehr schade, dass viele junge Leute heutzutage keinen handwerklichen Beruf mehr erlernen möchten und eine akademische Laufbahn bevorzugen.

 

Welches Projekt ist dir am stärksten in Erinnerung geblieben und warum?

Joel:     Ein besonders beeindruckendes Projekt war die Sanierung der Redingstrasse. Ursprünglich sollten dort 124 Wohnungen saniert werden, im Verlauf des Projektes wurden es dann jedoch 270 Wohnungen inklusive der entsprechenden Umgebung, aufgeteilt in acht sich überschneidende Etappen. 

Als TUTTO-Projektleiter war ich dafür verantwortlich, die Stamm-Gewerke vom Rückbau bis zur finalen Übergabe zu koordinieren. Es war faszinierend zu erleben, wie sich das Projekt von seinem ursprünglichen Budget etwas mehr als Verdoppelte, ohne dass der Zeitplan angepasst wurde, obwohl weitere Bauherrenwünsche miteinflossen. 

Diese Herausforderung war äusserst anspruchsvoll, aber auch bereichernd und erinnerte in vielerlei Hinsicht an ein komplexes Schachspiel.

 

Herzlichen Dank für die interessanten Einblicke, Joel! Wir sind stolz, dich bei uns im Stamm-Team zu haben! Wir wünschen dir noch viele spannende Projekte und dass du weiterhin mit solch grosser Leidenschaft deinem Beruf nachgehen kannst.

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